- Handelskonflikte und Zölle entwickeln sich 2025 zum größten Risiko für globale Lieferketten
- Nur wenige Unternehmen passen haben bereits ihre Einkaufsstrategie angepasst
Köln, 15. September 2025. Globale Handelskonflikte und Zölle stellen Unternehmen zunehmend vor strategische Herausforderungen. Die aktuelle Rohstoffstudie von Inverto, der auf Einkauf im Lieferkettenmanagement spezialisierten Tochter der Boston Consulting Group, zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen Rohmaterialien und Vorprodukte aus zollbelasteten Regionen bezieht. Anpassungen in der Einkaufsstrategie bleiben dennoch bislang die Ausnahme. Für die Studie wurden 219 Einkaufsentscheider:innen aus deutschsprachigen Ländern, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Skandinavien befragt. 45 Prozent von ihnen geben an, dass Rohstoffe 40 Prozent oder mehr des gesamten Einkaufsvolumens ausmachen.
78 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit steigenden Rohstoffpreisen, ein Wachstum um 13 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. 18 Prozent erwarten starke Preissteigerungen, 60 Prozent moderate. 16 Prozent prognostizieren stabile Preise, während nur 7 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Preisrisiken sehen die Befragten insbesondere für Chemikalien, Eisen und Stahl, Agrarprodukte sowie Seltene Erden. Die meisten Befragten erwarten steigenden Kostendruck nicht so sehr durch höhere Rohstoffpreise, sondern insbesondere durch
politische Eingriffe wie Zölle, Handelsbeschränkungen oder lokale Inhaltsvorgaben.
Trotz geopolitischer Spannungen und Handelsrisiken erwarten 71 Prozent der Unternehmen eine stabile Rohstoffverfügbarkeit. 23 Prozent der Befragten bereiten sich proaktiv auf mögliche Engpässe vor – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Rückläufige Verkaufszahlen (29 Prozent), Bürokratie im Außenhandel (28 Prozent) und steigende Energiepreise (28 Prozent) verschärfen zusätzlich die Situation.
Zölle verändern das Risikoprofil des Einkaufs
Die Sorge um reine Preisvolatilität tritt zunehmend hinter Belastungen durch geopolitische Eingriffe zurück. Zölle gelten 2025 als größter externer Risikofaktor für den Unternehmenserfolg, erstmals noch vor Rohstoff- und Energiepreisen. Doch obwohl 81 Prozent der befragten Unternehmen bereits jetzt Zöllen ausgesetzt sind, haben bisher nur 45 Prozent ihre Einkaufsstrategie angepasst. Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen bislang vor allem taktische Maßnahmen wie Kostenweitergabe oder Vorratshaltung verfolgen, während ein struktureller Wandel – etwa Diversifizierung der Lieferantenbasis oder Materialsubstitution – häufig ausbleibt. „Handelsbarrieren treiben die Kosten und erhöhen das Risiko in den Lieferketten“, sagt Justus Brinkmann. „Wer nicht frühzeitig gegensteuert, zum Beispiel mit neuen Lieferkettenmodellen oder regionalem Einkauf, wird mittelfristig im Wettbewerb zurückfallen.“
Resilienter Einkauf verlangt strategisches Umdenken
Um Risiken abzufedern, planen viele Unternehmen mittelfristig die Regionalisierung ihrer Lieferketten. 32 Prozent setzen dabei auf sogenannte Local-for-local-Ansätze, also regionale Lieferketten, bei denen Produktion und Absatzmarkt geografisch möglichst nah – und ohne Zollschranken oder andere Handelshemmnisse – beieinanderliegen. Weitere 32 Prozent wollen ihre weltweiten Lieferketten resilienter gestalten, indem sie zum Beispiel enger mit bestehenden Lieferanten kooperieren oder zusätzliche Lieferanten suchen. Dennoch zeigt die Studie eine Lücke zwischen Anspruch und Umsetzung. Materialsubstitution und datenbasierte Analysen werden seltener angewandt, obwohl viele Teilnehmende diese Lösungen als besonders sinnvoll erachten.
Studiendesign
Für die Rohstoffstudie 2025 befragte Inverto 219 Einkaufsentscheiderinnen und -entscheider aus sieben europäischen Ländern, darunter Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien und Skandinavien. Die Mehrheit der Teilnehmenden stammt aus Industrie, Maschinenbau, Chemie sowie dem Konsumgüter- und Handelssektor. Der Erhebungszeitraum lag zwischen März und Juni 2025. Die vollständigen Studienergebnisse sind verfügbar unter www.inverto.com/raw-materials-2025
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