Um die verheerenden Folgen des Klimawandels abzuwenden, müssen Unternehmen jetzt handeln und ihre Treibhausgasemissionen senken. Angesichts der Tatsache, dass die CO2-Emissionen des Gesundheitssektors ausreichen, um ihn unter die fünf größten Emittenten weltweit einzureihen, steht diese Industrie besonders in der Pflicht, eine Vorreiterrolle beim Übergang zu einer Netto-Null-Emissionswirtschaft zu übernehmen. Der Einkauf spielt bei der Zielerreichung eine entscheidende Rolle.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Fokus rücken
Weltweit erkennen Führungskräfte im Gesundheitswesen die Dringlichkeit, das Thema Nachhaltigkeit in den Kern ihrer Geschäftsstrategie zu integrieren. Viele haben bereits umfassende Nachhaltigkeitsfahrpläne entworfen und setzen ambitionierte Ziele, die weit über branchenübliche Standards hinausgehen: Eine signifikante Reduktion der Treibhausgasemissionen um mehr als 40% bis 2030 und das Erreichen der Netto-Null-Marke bis 2045. Novo Nordisk hebt sich dabei als Pionier hervor, mit dem Ziel, schon bis 2030 keine Netto-Emissionen mehr in den Bereichen 1 und 2 zu verursachen. In einem beispiellosen Schritt schließen sich selbst Wettbewerber zusammen, um gemeinsam an der Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele zu arbeiten. Man nehme die Gründung der Task Force der Sustainable Market Initiative für Gesundheitssysteme zum Beispiel. Der Wille zur Kooperation und die Bereitschaft zu tiefgreifenden Veränderungen ermöglichen es, innovative Ansätze wie die Nutzung erneuerbarer Energien, die Einführung der Kreislaufwirtschaft und die Reduzierung des Verbrauchs voranzutreiben.
Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität im Gesundheitssektor
Obwohl der Gesundheitssektor bereits erste wichtige Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen hat, stehen ihm noch zahlreiche Herausforderungen bevor. Die Komplexität der Wertschöpfungskette birgt die Gefahr von Datenlücken, die eine präzise Erfassung der Emissionen erschweren und somit datenbasierte Entscheidungen limitieren. Zudem ist das Gesundheitswesen strengen Regulierungen unterworfen, was die Umsetzung von Dekarbonisierungsinitiativen verzögern kann, insbesondere wenn dadurch die Sicherheit von Patienten gefährdet sein könnte. Wie bei den meisten Transformationen gilt es auch hier, einen Kompromiss zwischen Komplexität und Implementierungskosten zu finden. Das effiziente und effektive Erreichen von Klimaneutralität erfordert eine sorgfältige Planung, andernfalls drohen hohe Investitionskosten.
- 10%: Patient
- 50%: Supply Chain (Produkte)
- 5%: R&D
- 35%: Pflegeeinstellungen
Der Einkauf als strategischer Motor für Nachhaltigkeit im Healthcare Bereich
Immer mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, den Einkauf in ihre Nachhaltigkeitsstrategien einzubeziehen. Doch wird seine Rolle auf operativer Ebene noch immer unterschätzt. Ohne den Einkauf als strategischen Partner können Unternehmen ihre Emissionen nicht signifikant senken. Um zu verstehen warum, ist eine genaue Betrachtung der Emissionsquellen erforderlich.
Nachhaltigkeitsstrategien müssen alle Kategorien an Kohlenstoffemissionen – von Scope 1 bis Scope 3 – umfassen. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Scope-3-Emissionen (indirekte Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette) zu legen..
Der Einkauf verfügt über das nötige Wissen und die Werkzeuge besitzt, um die dringend benötigte Transparenz entlang der Lieferkette zu schaffen. Diese ist für eine realistische Nachhaltigkeitsstrategie erforderlich. Zudem kann der Einkauf die Zusammenarbeit mit Lieferanten und die Nachhaltigkeitsagenda vorantreiben.
Denn er verfügt über Kenntnisse und Einblicke in Partnerschaften, Produktspezifikationen und Kostenoptimierung. Unternehmen können das Ziel Netto-Null nur erreichen, wenn sie in ihren Einkauf investieren und diesen zu einer Führungsrolle ausbauen.
verbleibende indirekte Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette
indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie
direkte Emissionen aus der Unternehmenstätigkeit
Verpackungen spielen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle – sei es für den Transport aktiver pharmazeutischer Inhaltsstoffe, für Probenuntersuchungen oder sogar für das finale Branding beim Verkauf an die Verbraucher; das Volumen ist enorm. Die Einhaltung strenger Vorschriften (z.B. Kennzeichnung) ist dabei ebenso entscheidend wie der Schutz der medizinischen Produkte und die Gewährleistung einer langen Haltbarkeit. Aus Sicht der Verbraucher:innen dient die Verpackung als Mittler für Anweisungen und Informationen und trägt je nach Benutzerfreundlichkeit zur gesamten Patient:innenerfahrung bei. Obwohl es wichtig ist, dass die Verpackung den Richtlinien entspricht, gehört sie zu den weniger komplexen Veränderungen in der Wertschöpfungskette des Gesundheitswesens, die zu signifikanten Emissionsreduktionen führen können.
Die derzeitige Verpackung im Gesundheitswesen stützt sich stark auf Kunststoffe, Karton, Papier, Glas, Aluminium und Laminat. Die Vielfalt der Materialien ergibt sich aus regulatorischen Anforderungen sowie aus den benötigten Materialeigenschaften; so wird beispielsweise Papier und Karton häufig für die Sekundärverpackung verwendet, während Aluminium aufgrund seiner Schutzfunktion gegen äußere Einflüsse zum Einsatz kommt. Die unterschiedlichen Anforderungen stellen eine Herausforderung bei der Standardisierung und Umsetzung von Veränderungen dar und erfordern von den Unternehmen eine Bewertung des Verhältnisses von Kosten zu Nachhaltigkeit, um die Machbarkeit zu bestimmen.
Dennoch gibt es verschiedene Hebel, die zur Förderung der Nachhaltigkeit umgesetzt werden können. Unternehmen können etwa folgende Ansätze verfolgen:
- Vermeiden: Nicht notwendige Verpackungen entfernen / Produkte so gestalten, dass Verpackung vermieden wird, z.B. Einwegfolienverpackungen entfernen
- Reduzieren: Verpackungen richtig dimensionieren, um leeren Raum zu reduzieren, z.B. Leichtverpackungen nutzen, um überflüssigen Abfall zu vermeiden
- Recyceln oder Wiederverwenden: Vollständige Kreislauffähigkeit anstreben, indem die Recyclingfähigkeit erhöht wird, z.B. Monomaterialien wie PET verwenden, um lokales Recycling zu ermöglichen
- Transformieren: Entwicklung und Einsatz von neuartigen umweltfreundlichen Materialien wie Bioplastik, z.B. aktuelle Verpackungen durch biologisch abbaubare Alternativen wie PLA ersetzen
- 1. Produkt- und Verpackungsneugestaltung, z.B. Reduzierung des Material- und Energieverbrauchs
- 2. Prozesseffizienz, z.B. Lösungsmittelwiederverwendung, Digitalisierung
- 3. Erneuerbare Energie, z.B. Solarenergie vor Ort, erneuerbare Bezugsquellen
- 4. Erneuerbare Wärme und Dampf (niedrige bis mittlere Temperatur), z.B. Elektrifizierung, Biomasse
- 5. Regenerative Landwirtschaft, z.B. Verringerung der Entwaldung, Viehmanagement
- 6. Kohlenstoffabscheidung und -speicherung, z.B. CCS-Speicheranlagen
- 7. Erneuerbare Wärme (hohe Temperatur), z.B. Elektrifizierung, Biogas, grüner Wasserstoff
- 8. Sauberer Transport, z.B. Elektrifizierung, Kraftstoffwechsel
- 9. Rohstoffwechsel, z.B. Biomasse, grüner Wasserstoff
Ja, Verpackungen bieten Optimierungspotenziale. Dennoch bleibt es entscheidend, dass funktionalen Aspekte wie Sicherheit und Gesetzkonformität, nicht beeinträchtigt werden. Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit können Unternehmen nicht nur ihre Kohlenstoffemissionen senken, sondern auch die Kundenwahrnehmung steuern. In einer Welt, in der die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten steigt, kann ein Nachhaltigkeitsfokus die Markenwahrnehmung erheblich verbessern und den Aktionärswert steigern.
Die Neugestaltung von Produkten und Verpackungen ist für viele Organisationen ein wirkungsvoller Ausgangspunkt, da Emissionen direkt, mit geringem Aufwand und geringen Investitionen reduziert werden können.
Verpackungen sind ein zentraler Emissionsträger. Etwa 25% des Krankenhausabfalls bestehen aus Kunststoffen. Es wird erwartet, dass der globale Verpackungsmarkt im Gesundheitswesen jährlich um mehr als 6% bis 2027 wächst. Aufgrund der Art und Weise, wie Verpackungen im Gesundheitswesen verwendet werden, nehmen Abfälle mit dem Wachstum der Branche zu: die Einwegnutzung wird wegen des Kontaminierungsrisikos weiterhin präferiert. Große Abfallmengen landen auf Deponien oder werden verbrannt. Es besteht sowohl die Notwendigkeit als auch die Gelegenheit für den Einkauf, die aktuellen Betriebsabläufe zu bewerten und nachhaltige Praktiken nicht nur intern, sondern auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit Lieferanten zu verankern, um die Umweltauswirkungen zu verringern.
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