In Deutschland sollte man unbedingt pünktlich erscheinen, in Frankreich darf man auf gar keinen Fall beim gemeinsamen Essen Geschäftliches ansprechen, englische Gesprächspartner:innen stößt man mit allzu deutlich formulierten Forderungen vor den Kopf – dies sind bekannte Klischees, wenn es um internationale Verhandlungen geht. Aber ist da tatsächlich etwas dran?
Verhandlungen mit Menschen anderer Nationen gehören in den meisten Einkaufsabteilungen zum Alltag. Damit internationale Gespräche erfolgreich sind, brauchen die Beteiligten nicht nur klare Ziele und eine professionelle Strategie. Wichtig ist auch interkulturelle Kompetenz. Einige unserer Expats berichten über ihre persönlichen Erfahrungen, wie sie das Verhandeln in ihrer Wahlheimat erleben.
Raum für informelle Gespräche und Kompromisse lassen
Einen einheitlichen Verhandlungsstil gibt es in China nicht, stattdessen prägen Branche, Region, Unternehmensgröße und Erfahrungen der Ansprechpartner:innen den Umgang mit ausländischen Einkaufsteams. Ein paar Basics gibt es aber doch: Nach meiner Erfahrung sind aus China stammende Personen bei Verhandlungen offen und direkt und wissen, was sieHäufig werden Geschäfte erst nach dem offiziellen Meeting abgeschlossen, etwa durch ein persönliches Telefongespräch und einen Kompromiss zwischen den Parteien. Für die Reise sollte daher mit etwas Zeit zwischen den Terminen geplant werden, um für informelle Gespräche Raum zu schaffen. Verhandlungen zwischen Chines:innen und Expats sind anders als Verhandlungen zwischen chinesischen Landsleuten. Wenn möglich, sollten aber auch Expats einen erfolgreichen Abschluss beim Abendessen mit einem guten Reisschnaps „Baijiu“ besiegeln.
Christopher Gaede ist Project Manager bei INVERTO in Köln. Im Rahmen eines umfangreichen Automotive-Projektes war er über einen längeren Zeitraum in Shenyang, wo er gemeinsam mit unserem chinesischen Projekt-Team mit dem Kunden vor Ort gearbeitet hat.
Detailgenau in allen Lebenslagen
Obwohl ich aus der rumänischen Stadt Timisoara stamme, das Teil des Habsburger Reiches war und in meiner Heimat auch Klein-Wien genannt wird, war ich überrascht von den kulturellen Besonderheiten, die ich entdeckte, als ich nach Wien zog. Ein Unterschied, der mir sehr früh aufgefallen ist, ist die Einstellung zur Vorbereitung einer Aufgabe – egal, ob es sich um eineIulia Pop ist Consultant in unserem Wiener Office. Sie studierte in Wien und Mailand, spricht fünf Sprachen und absolvierte auch ein Praktikum in München, bevor sie sich für Wien als Wahlheimat entschied.
Fünf Länder, fünf Sprachen, fünf Kulturen
Skandinavien wird von außerhalb oft als eine Einheit betrachtet. Speziell deutsche Landsleute haben häufig Bilder von sehr freundlichen blonden Menschen, echter Gleichberechtigung und einer entspannten Grundhaltung im Kopf. Tatsächlich sind dies verbindende Elemente, die ich in allen skandinavischen Ländern kennen gelernt habe. Allerdings gibt es zwischen den NationalitätenMarcus Schwarz ist Managing Director von INVERTO in Dänemark. Der gebürtige Kölner eröffnete im Januar 2018 das Office Kopenhagen und startete damit unsere Aktivitäten in Skandinavien.
Die Beziehung im Fokus
Bevor man sich an einen Verhandlungstisch setzt, ist es in Frankreich üblich, eine enge Beziehung zum Lieferanten aufzubauen. Sehr häufig findet das beim gemeinsamen Mittagessen statt, ohne dass Geschäftliches thematisiert wird. Wichtig ist der Smalltalk, um Vertrauen zwischen allen Parteien aufzubauen. Trotz dieser persönlichen Beziehungspflege verlaufen französische VerhandlungenJuan Felipe González ist Project Manager in unserem Pariser Büro. Der gebürtige Kolumbianer absolvierte sein Studium in Frankreich und den USA, bevor er seine Karriere in New York und London begann. Er kehrte nach Frankreich zurück, um im Sommer 2022 bei INVERTO in Paris anzufangen.
Sprachliche Rätsel entschlüsseln
Um in Großbritannien neue Geschäfte anzubahnen, sind persönliche Kontakte unverzichtbar. Durch vertrauenswürdige Dritte vorgestellt zu werden, ist für den Aufbau stabiler Lieferantenbeziehungen sehr wichtig. Deswegen sind einige Unternehmen sogar bereit, für diese persönliche Einführung zu zahlen. Mit britischen Ansprechpartner:innen zu verhandeln, kann für ExpatsLina Tilley ist als Principal in unserem Londoner Büro tätig. Die gebürtige Deutsche schloss ihr Studium an der Alliance Manchester Business School ab und ist seitdem in Großbritannien zu Hause.
Seien Sie direkt (aber bleiben Sie freundlich)
Meiner Erfahrung nach spielen persönliche Treffen in Deutschland nach wie vor eine Schlüsselrolle beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen. Der Beginn einer Geschäftsbeziehung ist oft ein Treffen zur Besprechung der Leistungen und der Ziele, um den „Business Fit“ zu bewerten. Diese Sitzungen sind zumeist recht formell und legen den Schwerpunkt auf Jobtitel,Theo Mizzi arbeitet als Project Manager in unserem Londoner Büro. Seit seinem Studienabschluss im Jahr 2015 hat er Erfahrung im Einkauf in der Lebensmittelindustrie in Deutschland und in Großbritannien gesammelt.
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