Nearshoring in Spain und Portugal - why not?

 

„Wer eine günstige Massenfertigung sucht, ist in Portugal eher falsch.“

Seit 2019 ist Oliver Idem bei der Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing (GTAI) Experte für die Wirtschaftsstandorte Spanien und Portugal. Beide Länder hatten mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen, doch geht es nun wieder bergauf. Im Interview erzählt er, wie Unternehmen davon profitieren können.

 

Herr Idem, in einer Zeit, in der das Risiko bei globalen Lieferketten immer weiter steigt, blicken sich Unternehmen verstärkt in Europa um. Was kann Portugal ihnen bieten?

Portugal ist grundsätzlich ein sicheres und sehr stabiles Land. Solche Faktoren waren vor wenigen Jahren noch ziemlich unspektakulär, doch ist das nun ein großer  Pluspunkt. Ein Fahrradexporteur sagte während der Pandemie, dass er ein großes Problem bekomme, wenn seine Räder in einem Hafen in China stecken bleiben. Von  Portugal bekomme er sie immer nach Deutschland, zur Not mit dem Lkw. Ich denke, das ist ein gutes Beispiel, warum Portugal gerade für viele Firmen sehr attraktiv ist.

Wie ist Portugals Wirtschaft aufgestellt?

Die Produktivitätsentwicklung des Landes ist seit 2015 doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt. Die Firmen legen den Fokus aber nicht auf Quantität, sondern auf Qualität.  Wer eine günstige Massenfertigung sucht, ist in Portugal eher falsch. Das Land hat eine gute Nachhaltigkeitsstrategie und erhält dazu viele Fördergelder der Europäischen Union. Zudem ist Portugal ein wichtiges Land für Start-ups, es gibt über 2000. Viele von denen sind auch im Bereich Nachhaltigkeit unterwegs.

Für welche Branchen ist Portugal interessant?

Erstmal gibt es in dem Land neben vielen Kleinst- und Kleinunternehmen auch viele mittelgroße und sehr moderne Firmen, vergleichbar mit Deutschland oder Frankreich.  Relevante Sektoren sind zum Beispiel die Metall- und Kunststoffindustrie sowie der Formenbau. Textilhersteller, unter anderem für Lederschuhe und Bekleidung, gibt es  ebenfalls viele. Die dahinter stehenden Firmen haben oft eine Größe, in der sie noch sehr agil sind und schnell auf Anfragen reagieren können.

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