Der Klimawandel ist ständig in den Schlagzeilen. Ob es die globale Schulstreikbewegung unter der Führung der Schwedin Greta Thunberg ist, die sich zum Vorbild einer jungen nach Taten fordernden Generation entwickelt hat oder die aktuellen Ereignisse, wie die Flächenbrände in Australien, die immer mehr Besorgnis auslösen. Aufgrund der unmittelbaren Bedrohung durch den Klimawandel ist es zunehmend dringend notwendig, sich mit Ressourcennutzung und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.
Es ist keine Überraschung, dass die 7 Themen, die auf dem Weltwirtschaftsforum 2020 der führenden Wirtschaftsvertreter in Davos in diesem Jahr ganz oben auf der Tagesordnung standen, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen. Wie ist der Planet zu retten: Wo beginnen wir mit der Bekämpfung des Klimawandels und des Abfallproblems? Die Zeit wird zeigen, welche Veränderungen die Wirtschaftsakteure in Davos bewirken konnten.
Was ist nachhaltiger Einkauf?
Nachhaltigkeit wird von der UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung definiert als „Erfüllung der Bedürfnisse der Gegenwart, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“. Bekannt ist auch der von John Elkington 1994 geprägte Begriff „Triple Bottom Line“, der drei Kernelemente einführt:
- „People“ / Gesellschaft
- „Planet“/ Umwelt
- „Profit“ / Wirtschaft
Diese drei Kernelemente spiegeln sich auch in den 17 von der UN definierten Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) wider – zum Beispiel „Keine Armut“ (sozial), „menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ (wirtschaftlich) und „Leben unter Wasser“ (ökologisch).
Speziell für den Einkauf definierte die „Sustainable Procurement Task Force” in ihrem Papier „Einkauf der Zukunft “ den nachhaltigen Einkauf als „einen Prozess, bei dem Organisationen ihren Bedarf an Gütern, Dienstleistungen, Arbeiten und Versorgungsleistungen auf eine Weise erfüllen, die einen Wert auf Basis eines gesamtheitlichen Lebenszykluses erzielt, indem sie nicht nur der Organisation, sondern auch der Gesellschaft und der Wirtschaft Nutzen bringt und gleichzeitig Schäden für die Umwelt minimiert.“
Warum ist nachhaltiger Einkauf so wichtig?
Nachhaltiger Einkauf ist mehr als ein Trend; er ist grundlegend, um in den 2020er Jahren erfolgreich in der Supply Chain tätig zu sein.
Nachhaltigkeitsziele globaler Unternehmen – Beispiele:
Es gibt prominente Beispiele wie Microsoft und den Investmentfonds BlackRock, die ihre Nachhaltigkeitsziele zur Bewältigung von Umweltproblemen bekannt geben.
Microsoft:
- Kohlenstoffneutral bis 2030
- Abbau des gesamten Kohlenstoffs, welcher seit der Gründung 1975 produziert wurde bis 2050
- Investition von 1 Milliarde Dollar in einen Klima-Innovationsfond
Blackrock:
- Nachchhaltigkeit als neuer Investitionsstandard
Nachhaltigkeit ist seit langem Teil von Microsofts Strategie. Das Unternehmen integrierte 2012 Kosten für Emissionen in seine Budgets, um Aktivitäten wie Stromverbrauch und Geschäftsreisen zu erfassen.
BlackRock ist der Meinung, dass „ein Unternehmen keine langfristigen Gewinne erzielen kann, ohne seinen Zweck („Purpose“) anzustreben und die Bedürfnisse eines breiten Spektrums von Interessengruppen zu berücksichtigen“. Diese Verpflichtung wird den Wandel in einer Branche beschleunigen, der sonst vorgeworfen wird ausschließlich auf kurzfristige finanzielle Gewinne ausgerichtet zu sein.
Diese Verpflichtungen und der aktuelle Fokus auf Nachhaltigkeit durch führende Persönlichkeiten der Weltwirtschaft zeigen, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit und insbesondere nachhaltigen Einkauf zu verstehen.
Was wird von den Unternehmen bereits heute getan? Wie muss sich der Einkauf transformieren, um nachhaltiger zu werden?
Führende Unternehmen in der nachhaltigen Beschaffung
Unilever hat den „Sustainable Living Plan” 2010 ins Leben gerufen, um „unser Geschäft zu erweitern, während wir unsere ökologische Bilanz von unserem Wachstum abkoppeln und unsere positive soziale Wirkung vergrößern“. Der Fortschritt jeder Initiative wird sorgfältig dokumentiert und quantifiziert. Als eines der größten Teeunternehmen der Welt hat Unilever beispielsweise eine Initiative zu nachhaltigem Tee gestartet, mit dem Ziel, dass im Jahr 2020 100% des Unilever-Tees nachhaltig eingekauft werden. Der Bericht zeigt, dass Unilever auf dem besten Weg ist, dieses Ziel zu erreichen, da im Jahr 2018 bereits 84% des Tees aus nachhaltigen Quellen stammten.
Bayer hat sich verpflichtet, bis 2030 kohlenstoffneutral zu werden, und hat auch ehrgeizige Ziele im Hinblick auf soziale Elemente wie die Bekämpfung des Hungers und die Bereitstellung von Gesundheitsversorgung, welche Teil der SDGs sind. Um dies zu erreichen, hat Bayer ein spezielles Nachhaltigkeitsteam für den Einkauf ins Leben gerufen, das dafür verantwortlich ist, dass seine Lieferanten entsprechende Standards einhalten.
In 5 Schritten zum nachhaltigen Einkauf
Bei der Entwicklung des Einkaufs von der Kostenführerschaft hin zu einem Treiber der Nachhaltigkeit stehen große Schritte bevor – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch, und vor allem, in Zusammenarbeit mit den Lieferanten und der Supply Chain Logistik.
Insbesondere gibt es 5 Schritte, die Organisationen auf diesem Weg machen sollten:
1. Transparenz der Lieferkette
Transparenz in der gesamten Lieferkette schaffen (Tier 2, Tier 3, … Tier N-Lieferanten)
Um wirklich nachhaltig zu werden, muss ein Unternehmen nicht nur nachhaltige Praktiken in seinem eigenen Handeln umsetzen, sondern auch sicherstellen, dass die Lieferanten (und deren Zulieferer usw.) die gleichen Standards einhalten. Da die Lieferketten der meisten Unternehmen aus komplexen Systemen aufgebaut sind, ist es unerlässlich (und letztlich unvermeidlich), zunächst die eigene Lieferkette abzubilden und die treibenden und/oder hemmenden Faktoren der Nachhaltigkeit zu identifizieren.
2. Zweck („Purpose“) der Nachhaltigkeit
Definieren Sie einen Nachhaltigkeitszweck und identifizieren Sie geeignete Maßnahmen
Jedes Unternehmen ist anders innerhalb der Branche, in der es tätig ist, und hat seine eigene Vision und Mission. Dasselbe gilt für die Nachhaltigkeit. Vor der Umsetzung eines nachhaltigen Einkaufs müssen eine geeignete Strategie und ein Aktionsplan für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft entwickelt und vereinbart werden, die den Zweck, die Werte und die Wirkungsbereiche des Unternehmens definiert. Darauf aufbauend können Maßnahmen innerhalb und außerhalb des Unternehmens definiert und kommuniziert werden, die den Weg zur Nachhaltigkeit weisen.
Eine CPO-Umfrage von INVERTO zum Zweck und zur Wirkung des Einkaufs zeigten, dass die Bedeutung der Nachhaltigkeit zunimmt.
3. Initiativen zum nachhaltigen Einkauf
Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen entlang der Lieferkette, die über die Einhaltung der Vorschriften hinausgehen
Wenn es um die Umsetzung geht, ist die Einhaltung der Vorschriften nicht mehr als ein erster Schritt. Die meisten Unternehmen werden zu diesem Zeitpunkt in der Compliance-Problematik stecken bleiben, und daher ist es wichtig, auf Grundlage der Nachhaltigkeitsstrategie einen Weg aus dieser Sackgasse zu finden und sinnvolle Initiativen zu schaffen. Wie jedes Projekt umfassen diese Initiativen Zeitpläne, Meilensteine, Interessengruppen und festgelegte Ziele.
4. Ökosysteme, Innovation und Zusammenarbeit
Mit Drittorganisationen zusammenarbeiten, um weitere Innovationen und neue Lösungen zu entwickeln
Die Zusammenarbeit mit externen Parteien wie Forschungsinstituten, Universitäten und NGOs sowie Industrieforen kann die Nachhaltigkeit weiter fördern. Die Unternehmen sind nicht immer in der Lage, allein Lösungen zu finden und der Austausch mit Dritten wird einen fruchtbaren Boden für neue Ideen bieten.
5. Nachhaltigkeits-Reporting
Erfolge messen und berichten, z.B. mit Hilfe der Standards der Global Reporting Initiative (GRI)
Schließlich wird es von entscheidender Bedeutung sein, die Ergebnisse jeder Initiative zu quantifizieren, um den Erfolg oder etwaige Mängel festzustellen. In vielen Fällen wird die Nachverfolgung aufgrund der hohen Komplexität, die in der Lieferkette verankert ist, eine weitere Herausforderung darstellen. Die GRI hat einen Rahmen für das Reporting geschaffen, wobei weitere Arbeit erforderlich ist, um ein angemessenes und standardisiertes Reporting zu gewährleisten.
Persönlich kann jeder von uns als Verbraucher eine Reihe von Veränderungen vornehmen – sowohl in seinem eigenen Leben als auch zur weiteren Förderung der Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Wir haben wiederholt Auswirkungen der Entscheidungen von Verbrauchern gesehen, die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit drängen – zum Beispiel die Trends im Lebensmittelsektor hin zu einem lokalen, ökologischen und niedrigeren Kohlenstoff-Fußabdruck – und dies wird sich in Zukunft als noch relevanter erweisen.
Kontaktieren Sie uns, um zu erfahren, wie Sie in Ihrem Unternehmen einen nachhaltigen Einkauf umsetzen können. Denn Nachhaltigkeit sollte mehr als nur ein Punkt auf der CEO-Agenda sein!