EU-Lieferkettengesetz: Healthcare-Unternehmen sind mehrheitlich positiv gestimmt

Köln, 9. April 2024 In Vorbereitung auf das neue EU-Lieferkettengesetz (CSDDD) zeigt der Gesundheitssektor Entschlossenheit: Die große Mehrheit der Unternehmen hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die jüngst beschlossene Richtlinie zur Sorgfaltspflicht einzuhalten. Das geht aus einer Umfrage der Unternehmensberatung INVERTO, der auf Einkauf und Supply Chain Management spezialisierten Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group (BCG), hervor. Befragt wurden rund 680 Entscheider:innen aus Deutschland und Frankreich, 74 davon sind in Healthcare-Unternehmen tätig.

84 Prozent der in der Healthcare-Branche tätigen Unternehmen betrachten die EU-Richtlinie zur Sorgfaltspflicht als Chance, um Menschenrechte und Umweltschutz mit der Ökonomie in Einklang zu bringen. Im Gegensatz dazu betrachten 16 Prozent die neue Verordnung hauptsächlich als Risiko, da Unternehmen außerhalb der EU nicht dazu verpflichtet sind, den Anforderungen nachzukommen.

Insgesamt sind 74 Prozent dieser Unternehmen der Ansicht, dass die Einhaltung der Richtlinie erreichbar ist, und haben bereits Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung von Compliance-Verfahren (77 Prozent), die Kommunikation eines jährlichen Finanzberichts (69 Prozent), die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen im gleichen Sektor (63 Prozent), sowie die Überwachung von Leistungskennzahlen (63 Prozent).

Eine Chance mit Kosten – aber auch Renditeerwartungen

82 Prozent der Studienteilnehmer:innen gehen davon aus, dass die CSDDD Kosten verursachen wird, aber die meisten rechnen mit geringen oder moderaten Zusatzausgaben. Langfristig glauben 60 Prozent, dass die finanziellen Auswirkungen positiv sind und sie eine Rendite erwarten können. Über den finanziellen Aspekt hinaus sehen viele der Befragten auch positive Impulse aus der Einführung des Gesetzes: Zum Beispiel könnten strengere Vorschriften positive Auswirkungen auf ihr Image haben (55 Prozent) und den Respekt für Menschenrechte fördern (55 Prozent). Weitere wichtige Gründe für die Umsetzung von Maßnahmen sind eine höhere Verantwortung für die Umwelt (51 Prozent) und bessere Beziehungen zu Kunden und weiteren Stakeholdern.

47 Prozent der Befragten aus dem Gesundheits- und Pharmasektor sehen die finanzielle Leistungsfähigkeit als Hauptaufgabe des Einkaufs. Lediglich 18 Prozent geben der Verbesserung der Umwelt- und Sozialauswirkungen von Lieferketten höchste Priorität – dies sind 13 Prozent weniger im Vergleich zu allen befragten Unternehmen.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Viele der Studienteilnehmer:innen aus dem Gesundheitssektor sind skeptisch, wenn es um die konkrete Umsetzung der Maßnahmen geht: Zu den größten Herausforderungen zählen sie den Mangel an Kapazität (25 Prozent) und unklare Vorgaben der Richtlinie (20 Prozent). Folglich fällt es Gesundheitsunternehmen schwer, die Hebel zu identifizieren, um eine wirkungsvolle Strategie zu entwickeln. Über 40 Prozent der Befragten wünschen sich daher eine bessere Schulung für diejenigen, die die Richtlinien in die Praxis umsetzen müssen. Das sind neun Prozent mehr als in anderen Sektoren.

Nur 33 Prozent der befragten Entscheider:innen aus der Healthcare-Branche geben an, dass sie bereits vollständig den jeweiligen nationalen Sorgfaltspflichtgesetzen in Deutschland und Frankreich entsprechen. Noch weniger – 28 Prozent – halten sich bereits an die strengeren europäischen Vorschriften, das sind elf und sechs Prozent weniger als in der Vergleichsgruppe.

„Unternehmen bekommen jetzt einheitliche Regeln für die gesamte EU, das ist besonders für die international aufgestellte Healthcare-Industrie ein Vorteil. Die CSDDD ermöglicht Unternehmen im Gesundheitssektor, ihre Lieferketten transparenter zu gestalten. Eine umfassende, funktionsübergreifende Strategie, die Kostenkontrolle, soziale Verantwortung und Resilienz kombiniert, ist entscheidend für den Erfolg,“ erklärt Nicolas Willmann, Managing Director bei INVERTO und Experte für den Gesundheitssektor.

Einkaufsabteilungen spielen eine bedeutende Rolle bei der Umsetzung des Gesetzes. Daher sollten sie die Initiative ergreifen und für mehr Transparenz in der Lieferkette sorgen. Unternehmen sollten aktiv fehlende Daten von ihren Lieferanten einfordern und ihre Prozesse entsprechend anpassen.

„Durch Schaffung von Transparenz können Unternehmen Möglichkeiten zur Kosteneinsparung identifizieren und Ressourcen umverteilen. Dies trägt zur operativen Effizienz bei und fördert dadurch Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Nicolas Willmann.

Studiendesign

Das neue EU-Lieferkettengesetz betrifft alle Unternehmen in der Europäischen Union mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von über 450 Millionen Euro. Je nach Unternehmensgröße sind unterschiedliche Starttermine geplant. INVERTO befragte über 680 Entscheidungsträger von B2C- und B2B-Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden. 74 der Teilnehmenden sind in der Gesundheitsbranche tätig. Zeitraum der Umfrage waren November und Dezember 2023. Interessierte können die Ergebnisse hier herunterladen.

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