Strategische Neuausrichtung im Handel
Risikominimierung durch Nearshoring von Eigenmarken
Unser Kunde ist ein international tätiges TV-Shopping-Unternehmen mit Sitz in Österreich, das vor allem Produkte aus den Bereichen Haushalt, Küche, Fitness, Wellness und Beauty verkauft. Das Handelsunternehmen ist erfolgreich in 40 Ländern tätig und beschäftigt mehr als 350 Mitarbeiter.
Zielsetzung: Analyse Nearshoring Möglichkeiten
Das Unternehmen hatte durch die Corona-Pandemie und einige unvorhergesehene Ereignisse mit Lieferschwierigkeiten und exorbitant gestiegenen Logistik-Kosten zu kämpfen. Um diese in Zukunft besser abfedern zu können und leere Lager zu vermeiden, wurden wir beauftragt, die Kernwarengruppen des Unternehmens – Textilien, Küchenutensilien, Heimtierbedarfe und Fitness – zu analysieren und zu prüfen, wo Potenziale für eine Verlagerung der Produktion nach Europa bestehen. Hierbei war das Unternehmen auch gewillt, höhere Kosten in einem akzeptablen Rahmen zu akzeptieren, wenn dafür die Versorgung sichergestellt wird.
Vorgehensweise: Detaillierte Marktanalyse und Pilotprojekte
Da die Beschaffungsmärkte des Handelsunternehmens extrem unterschiedlich sind, starteten unsere Berater:innen mit einer umfassenden Analyse der bisherigen Lieferantenstruktur und der Produktionskapazitäten für die Kernprodukte in Europa. Dabei stellten sich Markt-Mechanismen heraus, die für die anschließende strategische Entscheidung elementar waren. Produkte, die rein maschinell gefertigt werden, können in Europa zu vergleichbaren Konditionen eingekauft werden wie in Asien. Erhebliche Mehrkosten entstehen dann, wenn hohe Arbeitskosten für manuelle Fertigungsschritte dazukommen, das kann je nach Produkt bis zum 25 Prozent Mehrkosten ausmachen. Darüber hinaus sind für einige Produkte derzeit in Europa keine oder nur geringe Produktionskapazitäten vorhanden. Diese mit einem Partner aufzubauen, lohnt sich wirtschaftlich nur, wenn die Produkte stets im Sortiment sind und somit langfristige AbnahmeVereinbarungen geschlossen werden können.
Warengruppen, bei denen das Unternehmen auf Lieferantenmärkte in Osteuropa umstellen könnte, sind die Bereiche Textilien, Tierbedarfe und Haushalt. In diesen Bereichen sind die Kostensteigerungen durch die Umstellung tragbar und grundsätzlich sind die Kapazitäten in Europa vorhanden. Doch gerade in den Bereichen Haushalt, Küchenutensilien und Tierbedarfe sind die Abnahmemengen im Zuge der Corona-Pandemie stark gestiegen und viele Hersteller sind komplett ausgelastet.
Um für unseren Kunden dennoch eine gute Lösung zu finden, haben wir zum Teil auch alternative Lieferanten geprüft. So machen die Hersteller von Gastronomie-Zubehör gerade die gegensätzliche Erfahrung; die Umsätze sind stark zurückgegangen und Produktionsstraßen sind nicht ausgelastet. Daher gingen wir mit diesen Anbietern ins Gespräch und erörterten Möglichkeiten, Produktionslinien gemeinsam neu aufzusetzen und so Vorteile für beide Unternehmen zu schaffen.
Auf Basis unserer ausführlichen Recherche und den Gesprächen mit den Produzenten, erarbeiteten wir für das TV-Shopping-Unternehmen eine Entscheidungsvorlage für die Pilotwarengruppen, in der wir alle Möglichkeiten der Produktionsverlagerung nach Europa darstellten, inklusive der Betrachtung der Total Cost of Ownership der Produkte sowie Informationen zu Kapazitäten und Zeithorizonten. Zudem bedeutet dies einen erheblichen Flexibilitätsgewinn – kürzere Lead Times und Produktionszyklen führen dazu, dass der Händler die Einkaufsmengen zukünftig viel flexibler planen kann als bei einer Beschaffung in Asien.
Ergebnisse:
- Kosten-Risiken-Abschätzung in Bezug auf Nearshoring für die Kernwarengruppen
- Identifikation möglicher Lieferanten in Europa
- Detaillierte Umsetzungspläne
- Pilotierung in den Bereichen Haushalt und Tierbedarfe