Procurement Excellence in einem globalen Chemieunternehmen
EMEA-weites Programm zur Transformation des Einkaufs und signifikanten Kosteneinsparungen in der petrochemischen Industrie
Unser Kunde ist ein global agierendes Petrochemie-Unternehmen mit einem Jahresumsatz von ca. 14 Mrd. US-Dollar und Standorten in mehr als 30 Ländern. Im Rahmen einer umfassenden Unternehmenstransformation wurden wir beauftragt, den Einkauf in der EMEA Region zu optimieren.
Zielsetzung: Stärkung des strategischen Einkaufs und Kostenreduzierung
Das Unternehmen ist in den letzten Jahren durch umfangreiche Fusions- und Übernahmeaktivitäten gewachsen. In der Folge war der Einkauf dezentral organisiert mit unterschiedlichen Spezifikationen in den 25 europäischen Werken, die über 15 Länder verteilt liegen. Es gab nur wenig unternehmensübergreifende Kooperation, hauptsächlich lokale Verträge und Konditionen. Zudem war die Einkaufsorganisation stark operativ getrieben mit einem geringen strategischen Fokus. Die Ziele unseres 18-monatigen gemeinsamen Transformationsprogramms bestanden darin, diese Strukturen aufzubrechen, Bündelungspotenziale zu nutzen und die Kommunikation zwischen den Standorten zu fördern, um eine gemeinsame Identität zu schaffen. Darüber hinaus sollten Potentiale um die Einkaufskosten zu senken identifiziert und erreicht werden.
Vorgehensweise: umfassende Procurement Transformation
Als Folge der vorherrschenden Organisationsstruktur zu Beginn des Projektes, fehlte im Einkauf eine unternehmensweite Kostentransparenz. An Anfang des Projektes lag der Fokus daher auf einer eingehenden Analyse. Unsere Berater:innen führten Interviews mit Verantwortlichen sowie Workshops , um ein tiefgehendes Verständnis für die Kostenstrukturen zu erlangen und Optimierungspotenziale ableiten zu können. Die Gespräche waren auch wichtig, um die große Vielfalt an lokalen Marktanforderungen in den europäischen Ländern zu verstehen. Die Analyse bestätigte, dass durch die mangelnde Zusammenarbeit Potenziale ungenutzt blieben und offenbarte Optimierungsmöglichkeiten bei den Spezifikationen.
Wir unterstützten die Umstrukturierung der Einkaufsorganisation mit einer klaren Einkaufsstrategie sowie dem Festlegen von Rollen und Verantwortlichkeiten in der Organisation. Eine wichtige Änderung war der Aufbau eines strategischen Category Managements, mit Category Managern für die wichtigsten Bedarfe sowie Datenanalysten.
Durch die erreichte Datentransparenz konnten wir Bündelungs- und weitere Kostensenkungspotenziale im indirekten Einkauf sowie für ausgewählte Rohstoffe identifizieren. Diese haben wir in einem gemeinsamen Co-Sourcing Projekt über die Optimierung von Spezifikationen, die Durchführung von RFQs sowie die Optimierung des Lieferantenportfolios gehoben. Die folgenden drei Beispiele zeigen, wie das gemeinsame Projekt zur Optimierung des Einkaufs beitragen konnte:
Materialsubstitution im Rohstoffeinkauf
Wir haben eine Rohstoff-Taskforce bei unserem Kunden etabliert, die neben dem Einkauf auch die Abteilungen Vertrieb, Qualitätssicherung und F&E einbezog. Ein wichtiges Projekt dieser war die Prüfung von Substitutionsmöglichkeiten für Titannitrid, um Single Source-Strukturen aufzubrechen und neue Lieferanten qualifizieren zu können. Wir begleiteten die Taskforce bei Materialtests mit dem Substitutionsmaterial „schwarzer Kohlenstoff“ und konnten nach Genehmigung durch die F&E-Abteilung neue Lieferanten in China qualifizieren.
Zudem begleiteten wir den Prozess der REACH-Registrierung mit den neuen Lieferanten, um die Lieferung der Ersatzstoffe nach Europa zu ermöglichen. Durch diese Initiative wurde der Wettbewerb auf dem europäischen Markt für Single Source-Lieferanten von Titannitrid erheblich verstärkt.
Optimierung Energiemanagement
Da die Produktion von Petrochemikalien sehr energieintensiv ist, machen Strom und Gas einen erheblichen Anteil am Spend aus. Die Energiebeschaffung war dezentral organisiert, mit lokalen Verträgen sowie verschiedenen Energiebeschaffungsstrategien – so gab es an einigen Standorten Festpreise, andere tätigten Spotkäufe oder nutzen Finanzierungsmodelle wie Hedging. Das Unternehmen schaffte eine Energie-Taskforce, um den Einkauf von Energie trotz der extrem angespannten Bedingungen auf den Energiemärkten zu optimieren. Die Taskforce führte umfangreiche Datenerhebungen durch, um ein tiefes Verständnis der Energiemärkte und der Situation der Lieferanten zu erlangen. Zudem wurden länderübergreifende Ausschreibungen durchgeführt, um Bündelungspotenziale zu schaffen und die fragmentierten Beschaffungsaktivitäten aufzubrechen.
Die Basis hierfür bildeten die umfangreichen Ausschreibungsunterlagen, die auch detaillierte Verbrauchslastprofile unseres Kunden, Messstelleninformationen und Finanzberichte enthielten. Während der Ausschreibungsphase haben wir zudem eng mit den Lieferanten zusammengearbeitet und zum Beispiel persönliche Interviews geführt, durch die wir ein noch tieferes Verständnis der Marktgegebenheiten erlangen konnten. Auf diese Weise konnte unser Kunde inmitten der weltweiten Energiekrise für seine Anlagen die Konditionen verbessern und signifikante Einsparungen von fast 10 Mio. $ erreichen.
Netzwerkoptimierung für Straßenfrachten
Ähnlich angespannt ist derzeit die Marktsituation bei Straßenfrachten. Die Preise sind stark gestiegen und es besteht eine Knappheit aufgrund von Fahrermangel. Auch hier haben wir gemeinsam mit dem Einkauf des Chemieunternehmens dezentrale Strukturen aufgebrochen, neue wettbewerbsfähige Anbieter identifiziert und hierüber Synergiepotenziale gehoben. Die Initiative umfasste auch umfangreiche Datenerhebungen und Frachtroutenanalysen. Als Basis für die Ausschreibung haben wir damit eine Neugestaltung der FTL- und LTL-Preise durch die Anpassung von Gewichtsklassen und die Berücksichtigung von Flottenleasing erreicht.
Ergebnisse
- Aufbau einer strategischen Einkaufsorganisation
- Volumenbündelung über alle Einheiten hinweg (regional/global)
- Einsparungen von $ 35 Mio. in EMEA für indirekte Warengruppen
- Datentransparenz und Förderung der Kommunikation zwischen den Standorten