Optimierung Lagerbestände bei einem führenden Automobilzulieferer
Reduktion überschüssiger Bestände bei gleichzeitiger Sicherstellung der Lieferfähigkeit
Unser Kunde ist ein börsennotierter global agierender europäischer Automobilzulieferer. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Komponenten und Systeme der Lichttechnik und Elektronik für Automobilhersteller (OEMs).
Automobilindustrie
Zielsetzung: Working Capital und Bestands-Optimierung
Das Unternehmen suchte Unterstützung bei der Neubewertung der operativen Lagerbestände, die zwischenzeitlich massiv übergelaufen sind und dadurch eine hohe Kapitalbindung verursachten. In der aktuellen Situation, in der viele Unternehmen mit Lieferausfällen und höheren Preisforderungen seitens der Lieferanten zu kämpfen haben, sollten gleichzeitig die Lieferfähigkeit aufrechterhalten und Kostenvorteile genutzt werden. Im gemeinsamen Projekt stand daher die Abwägung dieser drei Variablen im Vordergrund.
Vorgehensweise: Anpassung vertraglicher Vereinbarungen und Einführung von Frozen Zones
Zu Beginn des Projektes führten wir eine detaillierte Analyse der Lagerbestände durch und identifizierten vier Gründe für die überschüssigen Bestände:
- Durch die stark schwankenden, nicht vorhersehbaren Abruf-Mengen seitens der OEMs waren Lagermengen schwer planbar
- Langfristige, nicht kündbare Vertragsobligationen mit einigen Lieferanten
- Überlieferungen seitens der Lieferanten
- Begrenzte Transparenz der vertraglichen Vereinbarungen in den Systemen
Die Analyse legte offen, dass wir mit unseren Maßnahmen nicht nur bei den Lieferanten unseres Kunden ansetzen konnten. Um eine wirkliche Verbesserung zu erreichen, mussten wir auch mit den OEMs in den Austausch gehen und neue Richtlinien für die Zusammenarbeit erarbeiten.
Hierzu gehörte vor allem die Einführung eines „Frozen Zones“ Konzepts. Denn die Phasen, in denen keine Mengenanpassungen in den Liefermengen gemacht werden dürfen, waren sehr unterschiedlich. Während unser Kunde mit seinen Lieferanten, vor allem den Chipherstellern, langfristige Abnahmeverpflichtungen vereinbart hatte , konnten die OEMs sehr kurzfristig Mengenänderungen in ihren Bestellungen durchsetzen. Um diese kurzfristige Volatilität abzumildern, haben wir die Frozen Zones zwischen unserem Kunden und seinen Lieferanten, wie z.B. den Chipherstellern, mit denen zu den OEMs synchronisiert. In Verhandlungen konnten wir diese auf 4-6 Wochen fixieren. Für zukünftige Projekte werden diese Frozen Zones ein fester Bestandteil in den OEM-Verträgen sein.
Bei langfristigen, nicht kündbaren Verträgen mit Lieferanten, deren Erfüllung bisher für übervolle Läger sorgte, ging es zunächst darum, Transparenz zu schaffen, die Verträge auszuwerten und gemeinsam mit der Rechtsabteilung Möglichkeiten zu sondieren, diese Verträge anzufechten. Im nächsten Schritt haben wir die Bestände abgebaut, indem wir zum Beispiel Halbleiter über Broker weiterverkauft oder Bestände umverteilt haben. Auch konnten wir bei einigen Lieferanten die Frozen Zones verkürzen. Für die Zukunft wurde die Erarbeitung einer Risikomanagement-Betrachtung für Schlüsselprodukte und -lieferanten angestossen, die künftig die Entscheidung erleichtern soll, in welchen Bereichen der Abschluss bzw. die Verlängerung von Langfrist-Verträgen sinnvoll ist.
Ein wichtiger Indikator hierfür ist zum Beispiel, ob sich die OEMs für denselben Zeitraum zu denselben Mengen verpflichten („Back-to-Back“ Vereinbarung).
Unabhängig von den vertraglich vereinbarten Mengen kam es immer wieder zu erheblichen Überlieferungen, die unser Kunde lagern musste. Das Projektteam hat daher einen detaillierten Ablehnungsprozess für zu viel gelieferte Mengen eingerichtet, inklusive Nachverfolgungsprozess und Monitoring-Tool zur Einbindung in das Data-Warehouse. Wo möglich wurden zudem Überbestände abgebaut, in dem wir die Bestellmengen für überlieferte Produkte einmalig reduzierten.
Damit die neu geschaffenen Prozesse im Lager zukünftig einwandfrei funktionieren, haben wir in einem aufwändigen Datenanalyse-Prozess Transparenz über alle Vereinbarungen geschaffen sowie fehlende Datenfelder und Informationen im System unseres Kunden identifiziert. Durch eine Synchronisation der Bestellattribute und die zentrale Speicherung aller Lieferanten- sowie OEM-Verträge hat der Automobilzulieferer nun alle Schlüsselparameter im System, die er benötigt, um Überschüsse zu vermeiden und Liefermengen mit seinen Partnern optimal zu synchronisieren.
Ergebnis:
- Schaffung von Transparenz über die vertraglichen Verpflichtungen der Schlüssellieferanten
- Rückweisungsprozess definiert und eingeführt: Bestandszuwachs im Wert von 15,9 Mio. € verhindert
- Optimierung der Lagerbestände und Definition eines Modells zur Verringerung der Bestände sowie zur Vermeidung von Überschüssen (Frozen Zones)